Ärztegesundheit Vortrag 2015

Dr. Thomas Bolm
Chefarzt MentaCare
Azenbergstr. 68, 70192 Stuttgart
Facharzt für Psychotherapeutische Medizin,
Psychiatrie und Psychotherapie, Gruppenpsychotherapie, Gruppenlehranalytiker (D3G, AGAPG)
Tel.: 0711 76100-0
Fax: 0711 76100-499
thomas.bolm@mentacare.de
www.mentacare.de

 

Auch Ärzte können zu Patienten werden! Und Mediziner sind erfahrungsgemäß schlechte Patienten: Sie sind nicht zu großen Investitionen in ihre eigene Gesundheit bereit, ignorieren Alarmsignale bei sich selbst und verleugnen die eigene Behandlungsbedürtigkeit. Daher ist Prävention für Angehörige dieser Berufsgruppe besonders wichtig. Risikofaktoren für die Ärztegesundheit liegen v.a. in ungesunden Arbeitszeiten, schlechter Work-Life-Balance und Stress durch bürokratische Zusatzaufgaben, Personaldeckelung, Budgeteinsparungen und nicht-medizinische Zielvereinbarungen. Hinzu kommt, dass Ärzte oft eine einseitige Leistungsorientierung und Einzelkämpfertum zeigen und sich aus Verantwortungsgefühl nicht ausreichend von ihrer Arbeit und ihren Patienten abgrenzen können. Die Rate an Depressionen, Ängsten, Burnout, psychogenen körperlichen Beschwerden (z.B. Schlafstörungen, Schmerzen) und die Suchtgefahr ist bei Ärzten außerordentlich hoch. Das wichtigste Bindeglied zwischen Arztalltag und psychischen oder somatischen Erkrankungen ist Stress und der Umgang damit. Ärzte müssen daher Resilienz (die Fähigkeit, mit Belastungen in gesundheitserhaltender Weise umzugehen) erlernen. Diese Fähigkeit kann nicht nur in Kindheit und Jugend, sondern auch im späteren Lebensalter noch erworben werden. Hierzu ist es wichtig, Beruf und Leben als sinnhaft zu erleben, gute Stressbewältigungsstrategien und Entspannungstechniken zu erlernen, sich ein tragfähiges Beziehungsnetz aufzubauen, auf eine vernünftige Balance zwischen Beruf und anderen Aktivitäten (Freizeit, Hobbys, Freundeskreis) zu achten und sich genügend Bewegung, Pausen und Schlaf zu gönnen. Der Gefahr, den Beruf zum Hobby zu machen und nur noch Arzt zu sein, muss entgegengewirkt werden. CAVE: Koffein, Alkohol, Tranquilizer und Drogen! Wichtig: Als Gegenmaßnahme bei übermäßigen Stressbelastungen oder stressbedingten Erkrankungen reicht eine Auszeit (Urlaub) und/oder Wellness – um „Abstand zu gewinnen“, bis man wieder voll funktionsfähig ist – nicht aus! Sinnvoller ist es, sich rechtzeitig therapeutische Hilfe zu suchen; denn eine Therapie ist deutlich wirksamer als selbst eine lange Auszeit. Hierfür gibt es zahlreiche maßgeschneiderte Angebote (ambulant, tagesklinisch oder in schwereren Fällen auch stationär), wobei eine tagesklinische Behandlung häufig am sinnvollsten ist, weil sich auf diese Weise längere Arbeitsausfallzeiten vermeiden lassen.