Gastroenterologie Vortrag 2014

 

 

Prof. Dr. med. T. Andus

Klinikum Stuttgart
Klinik für Allgemeine Innere Medizin, Gastroenterologie,
Hepatologie und Internistische Onkologie
Krankenhaus Bad Cannstatt
Prießnitzweg 24, 70374 Stuttgart
Telefon: 0711 278-62401

tandus@klinikum-stuttgart.de

Prof. Dr. Tilo Andus ist Ärztlicher Direktor der Klinik für Allgemeine Innere Medizin, Gastroenterologie, Hepatologie und internistische Onkologie am Krankenhaus Bad Cannstatt.

 

Das Jahr 2013 brachte im Bereich der Gastroenterologie in den meisten Bereichen interessante neue Erkenntnisse. Einige wichtige sind hier herausgestellt.

Ösophagus:

Bei der Achalasie konnte in einer großen europäischen Multizenterstudie gezeigt werden, dass die manometrische Einteilung in 3 Typen therapierelevant ist, da z.B. der hyperkontraktile Typ 3 nicht gut mit der pneumatischen Ballondilatation behandelbar ist. In einer prospektiven, kontrollierten Studie konnte bei Patienten mit diffusem Ösophagospasmus und Nussknackerösophagus erstmals der Erfolg einer endoskopischen Therapie (Botoxinjektionen) nachgewiesen werden.

Magen / Obere GI-Blutung

In einer große Multizenterstudie wurde untersucht, ob eine großzügigere oder eine restriktivere Transfusionsstrategie sinnvoll ist. Interessanterweise war ein restriktiverer Ziel-Hb-Wert von 7 g/dl bezüglich des Überlebens besser als ein Ziel-Hb-Wert von 9 g/dl.

Galle / Cholezystitis

In einer großen deutschen Multizenterstudie wurde verglichen ob eine rasche Cholezystektomie (<72h) oder eine spätere Cholezystektomie nach initial konservativer antibiotischer Therapie besser ist. Dabei führte die rasche Cholezystektomie zu einer deutlich niedrigeren Morbidität als die spätere.

Darm:

In einer amerikanischen Studie wurde die Häufigkeit von Postpolypektomieblutungen bei Patienten unter einer doppelten Antikoagulation untersucht. Dabei kam es wie erwartet zu einigen schweren Nachblutungen, die aber managbar waren.

Für die Behandlung der Colitis ulcerosa wurde 2013 der humane TNF-Inhibitor Golimumab zugelassen, der in der Akutsituation gegenüber Placebo einen 20-25%igen Vorteil bezügliche eines Ansprechens und einen12%igen Vorteil bezüglich einer Remission brachte. Nach einem Jahr waren noch ca. 12% der ursprünglich in die Studie eingeschlossenen Patienten in Remission. Unter der Therapie kam es häufiger zu schweren Infektionen wie z.B. Tuberkulose-Erkrankungen.

Bei Morbus Crohn führen Genmutationen in den Genen NOD-2 und ATG16L1 zu einer Störung der Panethzellfunktion und einem früheren Rezidiv der Erkrankung nach Ileozökalresektion.

Eine dänische und eine schwedische Studie zeigten, dass die Divertikelkrankheit ca. zur Hälfte durch genetische Ursachen bedingt ist. Eine amerikanische Studie untersuchte das Risiko einer Divertikulitis bei Patienten, bei denen bei einer Vorsorgekoloskopie Divertikel gefunden wurden. Dieses war niedrig.

Eine deutsche Studie zeigte, dass 5-Aminisalicylsäure bei der Divertikulitis zu einer rascheren Schmerzfreiheit führte.

Eine prospektive, kontrollierte, randomisierte, australische Crossover-Studie zeigte dass eine FODMAPs-arme Diät bei Reizdarmpatienten zu einer Verbesserung der Symptome führt.

Zwei große Multizenterstudien zeigten den positiven Effekt von Linaclotid bei der Therapie des Reizdarms vom Obstipationstyp. In einer tierexperimentellen Studie wurde der Wirkmechanismus des analgetischen Effekts des Linaclotids aufgezeigt, der über die Aktivierung der cyclischen Guanylatzyclase die Weiterleitung der Schmerzimpulse an das Rückenmark hemmt.

Viele neue Erkenntnis brachte die Untersuchung des Darm-Mikrobioms. So kann es diagnostisch z.B. das Diabetes-Risiko besser bestimmen als der BMI. Auch therapeutisch gibt es bereits erste Erfolge. So kann durch eine Stuhltransplantation z.B. die Clostridium difficile assoziierte Colitis behandelt werden oder die Insulinsensitivität verbessert werden. An der Galenik muss aber noch einiges verbessert werden.