Dr. Christian Marburger
Chefarzt, Facharzt für Innere Medizin, Geriatrie
Physikalische Medizin
Klinikum Christophsbad
Klinik für Geriatrische Rehabilitation und Physikalische Medizin
Faurndauer Straße 6–28, 73035 Göppingen
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Eines der Hauptprobleme in der Geriatrie ist die Polypharmazie: Sie ist einer der wichtigsten Risikofaktoren für Stürze und Gebrechlichkeit. Außerdem erhöht sie das Risiko für Hospitalisationen und die Mortalität. Gerade bei gebrechlichen geriatrischen Patienten muss das Ziel also darin bestehen, die Anzahl der Arzneimittel nach Möglichkeit zu reduzieren und gleichzeitig die Medikation zu optimieren. In einer großen israelischen Studie aus dem Jahr 2014 ließ sich durch eine solche Optimierung die Sturzhäufigkeit um 55% senken. Problematisch sind v.a. Medikamente mit anticholinerger Wirkung, die bei älteren (insbesondere dementen) Patienten häufig zu Verwirrtheit und Schläfrigkeit führen. Anticholinerge Substanzen sollten nach Möglichkeit durch nicht-anticholinerge Arzneimittel ersetzt werden (z.B. Ersatz von Trizyklika durch Agomelatin, Duloxetin, Bupropion, Sertralin oder Venlafaxin; Ersatz von Oxycodon durch Hydromorphon und Ersatz von Urospasmolytika durch Mirabegron). Kombinationen mehrerer Arzneimittel mit anticholinerger Wirkung sind zu vermeiden; dies sollte man als Arzt stets im Auge behalten, wenn man einem älteren Patienten ein neues Medikament verordnet. Entscheidungshilfe für die Medikation bei älteren Patienten bieten verschiedene Arzneimittellisten und Leitlinien, z.B. die Priscus-Liste (http://priscus.net/download/PRISCUS-Liste_PRISCUS-TP3_2011.pdf) und die Hausärztliche Leitlinie Multimedikation
(http://www.pmvforschungsgruppe.de/pdf/03_publikationen/multimedikation_l...). Viele Leitlinienempfehlungen beruhen leider nur auf Daten für jüngere Patienten bzw. geben keine expliziten Komorbiditätsempfehlungen. Aktuelle Leitlinien berücksichtigen jedoch adaptierte Ziel- und Grenzwerte für geriatrische Patienten (z.B. Hypertonie, Diabetes).