Bei kontinuierlich zunehmender weltweiter Reisetätigkeit und Migration werden auch immer wieder tropische Infektionskrankheiten, vor denen man sich nicht sicher durch Präventionsmaßnahmen schützen kann, nach Deutschland importiert. Da solche importierten Infektionen generell zunehmen, sollte auch der in Deutschland niedergelassene Arzt über diese Krankheiten hinreichend informiert sein. Die häufigsten Symptomkomplexe, die in den Ambulanzen von Tropeninstituten beobachtet werden, sind Dermatosen, fieberhafte Erkrankungen und gastrointestinale Infektionen. Hierbei sollte man stets an eine Tropenkrankheit denken, wenn der Patient vor kurzem von einer Reise in ein tropisches Land zurückgekehrt ist; oft lassen die Hautläsionen (Stiche etc.) Rückschlüsse auf die Art der Infektion zu.
Viele Tropenkrankheiten werden durch Stechmücken und andere Insekten (z.B. Läuse), aber auch durch Würmer übertragen. Immer häufiger kommt es auch zu Ausbrüchen solcher Erkrankungen in Europa, was teilweise auf den Klimawandel zurückzuführen ist; viele Tropenkrankheiten werden jedoch auch durch Reisende eingeschleppt, die aus Afrika, Asien oder Südamerika nach Europa zurückkehren.
So tritt z.B. das durch Sandmücken übertragene Sandfly-Fieber besonders häufig im August/September nach der Urlaubszeit auf. An sich ist das Sandfly-Fieber eine harmlose Erkrankung; allerdings verursachen die durch die Sandmücken übertragenen Bunya-Viren immer häufiger auch aseptische Menigitiden.
Das Dengue-Fieber wird mittlerweile häufiger nach Deutschland importiert als Malaria. Bei dieser Infektion, die sich in hohem Fieber, Kopf-, Glieder- und Gelenkschmerzen und Hautausschlag äußert, handelt es sich im Prinzip um eine selbstlimitierende Erkrankung; bei einer Zweitinfektion mit einem Dengue-Virus eines anderen Serotyps kann es jedoch zum lebensbedrohlichen Dengue-hämorrhagischen Fieber oder Dengue-Syndrom kommen. Diese Erkrankung ist in der Ausbreitung begriffen, denn die Tigermücken, die sie übertragen, werden aus ihrer tropischen Heimat mit Containerschiffen in die ganze Welt exportiert. Vor zwei Jahren traten die ersten autochthon übertragenen Dengue-Fälle in Nizza auf; aufgrund des Klimawandels werden wir in Zukunft mehr mit diesen Erkrankungen zu tun haben. Zurzeit grassiert z.B. auf Madeira eine große Dengue-Epidemie.
Auch das Chikungunyafieber breitet sich immer stärker aus. Dabei handelt es sich um eine durch das Chikungunya-Virus verursachte Infektionskrankheit, die mit Fieber und Gelenkbeschwerden einhergeht. Im Jahr 2007 kam es zu einem Ausbruch dieser Infektion in Norditalien mit über 200 Fällen; das Virus war durch einen aus Indien heimkehrenden italienischen Geschäftsreisenden eingeschleppt worden. Eine der Mücken, die diese Infektion überträgt, kommt auch in Deutschland vor.
Durch Verzehr von rohem Fisch (z.B. Sushi) kann die Anisakiasis übertragen werden. Erreger sind Fadenwürmer, die im Fisch parasitieren. Sie können zu Granulomen im Magen-Darm-Trakt führen und erhebliche gastrointestinale Beschwerden verursachen. Schlimmstenfalls können Wurmerkrankungen sogar zu einem Darmverschluss führen.
Auch die Influenza kann Menschen gefährlich werden, die in die Tropen reisen; denn auf der Südhalbkugel dauert die Grippesaison von April bis November. Wer um diese Zeit dorthin reist und zur Risikogruppe gehört (z.B. Menschen ab 60 Jahren, Schwangere und chronisch Kranke sollte sich daher ebenfalls gegen Influenza impfen lassen.
MZ