Haut und internistische Erkrankungen Vortrag 2016

Prof. Dr. med. Gerhard Fierlbeck
Universitäts-Hautklinik
Liebermeisterstraße 25; 72076 Tübingen
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Fax: 07071/29-5450

 

 

 

Es gibt viele Systemerkrankungen, die sich sowohl mit Hautmanifestationen als auch Organbeteiligungen äußern. Für die Diagnostik und Therapie ist es wichtig, diese Manifestationen zu kennen. Hier ein paar für die klinische Praxis relevante Informationen:

Die Hautläsionen beim Lupus erythematodes sind durch Licht im UVA- und UVB-Bereich provozierbar, was bedeutet, dass Patienten sich das ganze Jahr über (auch in geschlossenen Räumen mit Fenstern) vor Licht schützen und gleich morgens Lichtschutz auftragen müssen. Das ist v.a. deshalb wichtig, weil schwere Hautexazerbationen in der Regel auch zu einer schweren Exazerbation im Bereich innerer Organe führen.

Die systemische Sklerodermie beginnt in 95 bis 100% aller Fälle mit einer Raynaud-Symptomatik, wobei man zwischen zwei verschiedenen Formen unterscheidet. Die limitiert kutane Sklerodermie beschränkt sich keineswegs nur auf die Haut (auch wenn der Name dies nahelegt), sondern die Patienten leiden häufig auch unter pulmonal-arteriellen Hypertonien. Die limitiert kutane Sklerodermie beginnt an den Fingern und zeichnet sich durch eine lange Krankheitsgeschichte zwischen Raynaud-Syndrom und Akrosklerose aus, während die diffus kutane Sklerodermie zentral im Brust- und Bauchbereich beginnt und die Sklerose recht bald (oft schon wenige Wochen) nach dem Raynaud-Syndrom auftritt. Auffallend ist, dass im Gesicht sämtliche Falten verschwinden, da die Haut sehr straff wird; der Mund ist so klein, dass er sich kaum mehr schließen lässt (Tabaksbeutelmund). 30 bis 40% der Patienten entwickeln im Lauf der Zeit digitale Ulcera, die sehr schwer behandelbar sind.

Einer großknotigen Sarkoidose (Lupus pernio) kann man bis zu einem gewissen Grad vorbeugen, indem man auf Tätowierungen und Permanent Make-up verzichtet: Die Sarkoidose entwickelt sich fast immer in Narben.

Patienten mit Peutz-Jeghers-Syndrom entwickeln bereits frühzeitig (4.–10. Lebensjahr) sommersprossenartige Pigmentflecken an Lippen und Mundschleimhaut. Solche Patienten, bei denen sich Hamartome im Magen-Darm-Takt entwickeln, haben ein erhöhtes Kolonkarzinomrisiko (Lebensrisiko: 60–85%). Durch regelmäßige Koloskopien kann man Darmtumoren bei solchen Patienten rechtzeitig entdecken.

Auch Lebererkrankungen verursachen häufig Hautsymptome. Die Hepatitis C ist oft mit Lichen ruber und leukozytoklastischen Vaskulitiden assoziiert.

Diabetes mellitus geht häufig mit einer Necrobiosis lipoidica oder einer prätibialen diabetischen Dermopathie (Hyperpigmentierungen an den Unterschenkeln als einem der ersten Diabetes-Anzeichen) einher.