Hepatologie Vortrag 2016

warning: Parameter 2 to genericplayers_swftools_flashvars() expected to be a reference, value given in /usr/www/users/medizif/drupal/includes/module.inc on line 476.
Audio Aufzeichnung anhören: 

You are missing some Flash content that should appear here! Perhaps your browser cannot display it, or maybe it did not initialize correctly.

 

Prof. Dr. med. Michael Geißler

Chefarzt der Klinik für Allgemeine Innere Medizin, Onkologie/Hämatologie, Gastroenterologie und Infektiologie
Klinikum Esslingen a. N.
Hirschlandstr. 97; 73730 Esslingen
Tel.: 0711 3103-2451

m.geissler@klinikum-esslingen.de

 

 Prof. Dr. med. M. Geißler ist seit 2005 Chefarzt der Klinik für Allgemeine Innere Medizin, Onkologie/Hämatologie, Gastroenterologie und Infektiologieam Klinikum Esslingen. Er ist Mitglied in zahlreichen deutschen und internationalen Fachgesellschaften und Gutachter für wissenschaftliche Zeitschriften.

 

Medikamentös-toxische Leberschäden…

…kommen relativ häufig vor; es gibt kaum ein Arzneimittel, das nicht potenziell hepatotoxisch ist. Daher sollte jeder Arzt an diese Möglichkeit denken, wenn bei einem Patienten nach Verschreibung eines neuen Medikaments innerhalb der nächsten 2–4 Wochen die Bilirubinwerte ansteigen. In diesem Fall ist das betreffende Arzneimittel sofort abzusetzen. Bei neu verordneten Medikamenten mit hepatischen Nebenwirkungen sollten GPT, g-GT und Bilirubin initial alle 4–6 Wochen kontrolliert werden.
Bei Patienten mit vorbestehender Lebererkrankung ist das Risiko für einen medikamentös-toxischen Leberschaden besonders hoch. Schwere Verläufe sind zwar selten, gehen aber mit einer hohen Mortalität einher. Ein Großteil der Leberschädigungen wird durch antimikrobielle Medikamente verursacht; schon allein deshalb sollten Ärzte den Antibiotikaeinsatz bei Harnwegs- und oberen Atemwegsinfekten so niedrig wie möglich halten.
WICHTIG: Fragen Sie Ihre Patienten auch, ob sie Kräuter- oder Hormonpräparate einnehmen; es gibt eine ganze Reihe naturheilkundlicher Präparate, die schwere hepatitische Reaktionen mit Leberversagen hervorrufen können (insbesondere Johanniskraut- und Artischockenpräparate)!

Hepatitis B (HBV)

Diese Form der Hepatitis ist nicht heilbar; es handelt sich um eine chronische Erkrankung, die lebenslang im Körper verbleibt, auch wenn die DNA nicht mehr nachweisbar ist. Das Therapieziel ist somit eine lebenslange Suppression. Die Standardmedikamente hierfür sind Nukleotidanaloga (NUCs), v.a. Entecavir und Tenofovir, wobei hier eine dauerhafte Therapie erforderlich ist. Es handelt sich jedoch um sehr sichere Arzneimittel; lediglich Becken- und Hüftfrakturen treten unter NUCs häufiger auf, sind jedoch insgesamt mit 0,7 Beckenfrakturen pro 1000 Personenjahre immer noch äußerst selten. Das Ziel, die Viruslast auf Null zu senken, damit die Leberfibrose nicht fortschreitet (wodurch sich auch das HCC-Risiko signifikant senken lässt), gelingt mit diesen Arzneimitteln bei nahezu allen Patienten. WICHTIG: Bei Patienten mit chronischer Hepatitis B (auch unter kompletter Suppression durch NUCs) muss alle 6 Monate eine Sonografie des Abdomens durchgeführt werden, um ein etwaiges HCC rechtzeitig zu erkennen.

Hepatitis C (HCV)

Hier hat sich in den letzten Jahren extrem viel getan. Im Gegensatz zu HBV kann HCV mittlerweile medikamentös geheilt werden: Mit den neuen Medikamenten (am wichtigsten: Sofosbuvir und die NS5A-Inhibitoren), die sogar bei dekompensierter Leberzirrhose sehr sicher und effizient sind, lassen sich im Rahmen einer 8- bis 12-wöchigen interferonfreien Therapie dauerhafte Heilungsraten um 95% erzielen. Auch jüngeren HCV-Patienten sollte man eine Therapie mit diesen zwar teuren, aber extrem wirksamen Medikamenten keinesfalls aus Kostengründen vorenthalten.

Hepatitis E (HEV)

Die Anzahl der Hepatitis-E-Fälle in Deutschland nimmt zu; neben kontaminiertem Wasser stellt Fleisch aus Wild und Schwein eine Hauptübertragungsquelle dar. Neben Interferon und Ribavirin gibt es jetzt mit Sofosbuvir – das auch eine extrem gute Wirksamkeit gegen HEV zu haben scheint – eine interessante neue Therapieoption.

Nicht-alkoholische Fettlebererkrankung (NAFLD) und nicht-alkoholische Fettleberhepatitis (NASH)

An einer NAFLD leiden 20 Millionen Menschen in Deutschland, an einer NASH 2 Millionen (mit steigender Tendenz). Eine medikamentöse Therapie hierfür gibt es nicht; Omega-3-Fettsäuren haben keinerlei Effekt, und auch die von manchen Hepatologen propagierten Aderlässe sind unwirksam. Man kann also einzig und allein mit Lebensstilmodifikationen (Ernährungsumstellung, Gewichtsreduktion) etwas ausrichten. Bei Adipositas sollte eine Gewichtsreduktion >10% des Körpergewichts angestrebt werden. Für hochgradig adipöse Patienten, die auf Lebensstilmaßnahmen nicht ansprechen, sind Fettreduktionsoperationen eine valide therapeutische Option.

Komplikationen der Leberzirrhose

Wenn Leberzirrhose-Patienten unter nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) ein Nierenversagen entwickeln (was relativ häufig vorkommt), so ist dieses nach Absetzen der NSAR innerhalb von 4 Tagen zu 63% reversibel; doch 37% der Nierenversagen persistieren, und von diesen Patienten sterben 64%. Daher (und auch in Anbetracht der Probleme bei einer portalen Hypertension und des Risikos von Blutungsereignissen im Magen-Darm-Trakt) sollte man Leberzirrhose-Patienten nach Möglichkeit nur kurz mit NSAR behandeln. Protonenpumpenhemmer (PPI) erhöhen bei Leberzirrhotikern die Infekthäufigkeit; deshalb sollte man solchen Patienten nicht dauerhaft PPIs verschreiben, sofern keine dringliche Indikation (z.B. Ösophagusvarizen, Refluxösophagitis) hierfür vorliegt.