Kardiologie Vortrag 2015

 
Prof. Dr. med. Matthias Leschke
Klinik für Kardiologie, Angiologie und Pneumologie
Klinikum Esslingen a. N.
Hirschlandstr. 97, 73730 Esslingen
Tel.: 0711 3103-2401
Fax: 0711 3103-2405
 
Prof. Dr. med. Matthias Leschke ist seit 1998 Chefarzt der Klinik für Kardiologie, Pneumologie und Angiologie des Klinikums Esslingen. Er ist u. a. Managing Editor der Zeitschrift „Klinikarzt“ und im wissenschaftlichen Vorstand der Südwestdeutschen Gesellschaft für Innere Medizin tätig sowie Vizepräsident der Medica. Prof. Leschke ist auch Initiatior von Medizin aktuell.
 

Prof. Leschke brachte neue Erkenntnisse von drei wichtigen Kongressen (ACC, ESC und AHA) mit, die bereits in die Leitlinien eingegangen sind oder noch eingehen werden.

Was gibt es Neues zur Antikoagulation?

Das weltweite Garfield-Register zur Versorgungssituation von Patienten mit Vorhofflimmern unter Antikoagulation zeigt: Nur zirka 50% der Patienten, die antikoaguliert werden sollten, erhalten auch tatsächlich Antikoagulanzien, obwohl man schon bei einem sehr niedrigen Schlaganfallrisiko (CHA2DS2 VASc-Score ≥ 1) eine Antikoagulation vornehmen sollte. Und nur rund 40% dieser Patienten befinden sich im INR-Zielbereich!

Die neuen oralen Antikoagulanzien (NOAKs) sind effektiver und sicherer (allerdings auch teurer) als Vitamin-K-Antagonisten (VKA)! In Registern sind die Blutungsraten niedriger als bei VKA. Antidots werden kommen (Phase-3-Studien laufen bereits).

Allerdings gilt es zu beachten, bis zu welcher Kreatinin-Clearance die NOAKS jeweils zugelassen sind (Dabigatran: 30 ml/min; Rivaroxaban: 15 ml/min; Apixaban: 15 ml/min).

Bei Vorhofflimmer-Patienten mit Niereninsuffizienz, Sturzneigung, hohem Blutungsrisiko (HAS-BLED-Score ≥ 5) und bereits stattgehabter Blutung ist ein LAA-Okkluder (Watchman) in der Mortalitätsreduktion wirksamer als Warfarin.

Neue Studien zum akuten Koronarsyndrom (ACS): Was ist für den Nicht-Kardiologen wichtig?

Weder beim STEMI noch beim Non-STEMI ist ein Preloading sinnvoll (mehr Blutungen!). Über die Gabe eines Thrombozytenaggregationshemmers soll der Interventionalist im Katheterlabor entscheiden.
Die Cvlprit-Studie zeigt: In der Akuttherapie von akuten Myokardinfarkt-Patienten mit Mehrgefäßerkrankung sollte nicht nur die Infarktarterie behandelt werden, sondern alle relevanten Koronarstenosen (bessere Prognose).

Wie lange ist eine duale Thrombozytenaggregationshemmung nach Implantation eines beschichteten Stents notwendig?

Laut Leitlinien reicht bei Verwendung moderner Stents eine 3-bis 6-monatige duale Thrombozytenaggregationshemmung aus.

Neue Daten zeigen aber, dass eine verkürzte Dauer mit höherem ACS-Risiko verbunden ist. Fazit: Die Entscheidung muss individuell unter Berücksichtigung des Stenthrombose- und Blutungsrisikos getroffen werden!

Eine Triple-Therapie bei Vorhofflimmern und Stent ist nicht sinnvoll.

Bahnbrechende neue Erkenntnisse zum Thema Lipidsenker

In der IMPROVE-IT-Studie wurden mehr als 18.000 Patienten nach akutem Koronarsyndrom entweder nur mit Simvastatin oder mit Simvastatin + Ezetimib behandelt. Fazit: Ezetimib ist hochwirksam, reduziert klinische Ereignisse und bestätigt: Je tiefer man das LDL senkt, desto besser!

Alirocumab (ein noch in der klinischen Prüfung befindlicher monoklonaler Antikörper gegen PCSK9, der voraussichtlich Ende dieses Jahres auf den Markt kommen wird) ist hocheffektiv und wird die Lipidtherapie kurzfristig revolutionieren. Eine sinnvolle (allerdings relativ teure) neue Therapieoption für Patienten, die keine Statine vertragen oder die Zielwerte damit nicht erreichen.