Prof. Dr. med. Bernhard Hellmich
Klinik für Inneren Medizin, Rheumatologie und Immunologie
Kreiskliniken Esslingen, Klinik Kirchheim
Eugenstr. 3, 73230 Kirchheim unter Teck
Tel.: 07021 88-41450
Fax: 07021 88-41459
Prof. Dr. med. Bernhard Hellmich ist seit 2007 Chefarzt der Klinik für Innere Medizin mit Schwerpunkt Rheumatolgie der Kreiskliniken Esslingen.
Die wichtigsten Neuigkeiten auf dem Gebiet der Rheumatologie im Jahr 2013 betrafen Neuzulassungen für die Psoriasisarthritis und Therapiestrategiestudien für die Rheumatoide Arthritis (RA).
Die aktuelle S1-Leitlinie zur sequenziellen medikamentösen Therapie der RA empfiehlt eine Primärtherapie mit Methotrexat (MTX). Im Falle eines Versagens von MTX wird zu einer Kombination von MTX mit konventionellen Immunmodulatoren, z.B. Hydroxycholorquin (HCQ) und Sulfasalazin (SSZ), oder zu einer Kombination mit Biologika (z.B. TNF-Inhibitoren) geraten. Die nicht durch die Pharmaindustrie gesponsorte RACAT-Studie ging der Frage nach, welche der beiden Eskalationsstrategien vorteilhaft ist (O’ Dell J et al. N Engl J Med. 369; 2013). In der doppelblinden Placebo-kontrollierten Studie erhielten RA-Patienten mit aktiver RA trotz MTX-Therapie entweder zusätzlich SSZ und HCQ oder den TNF-Inhibitor Etanercept. Die Krankheitsaktivtät konnte nach 24 und 48 Wochen in beiden Gruppen gleich effektiv gesenkt werden. Auch bzgl. radiologisch fassbarer Gelenkschäden und Nebenwirkungen ergab sich kein Unterschied, so dass unter Berücksichtigung der erheblich höheren Kosten der anti-TNF-Therapie, bei der Mehrzahl der Patienten zunächst die konventionelle Kombinationstherapie eingesetzt werden kann.
Weitere Therapiestrategiestudien untersuchten die Frage, ob Unterschiede zwischen den verschiedenen zur Therapie der RA zugelassenen Biologika bestehen. Bei Patienten mit MTX-Versagen erwiesen sich der TNF-Antikörper Adalimumab und der Costimulationsmodulator Abatacept als gleichwertig wirksam und verträglich. In einer Kohorte von Patienten, bei denen eine Therapie mit MTX nicht möglich oder gewünscht war, erwies sich eine Monotherapie mit dem Interleukin-6 Antagonisten Tocilizumab im Vergleich zu Adalimumab als wirksamer (Gabay C et al. Lancet 2013;381:1541). Ergebnisse der OPERA-Studie lassen zudem erkennen, dass die Wirksamkeit einer anti-TNF-/MTX-Kombinationstherapie durch Kombination mit weiteren konventionellen DMARDS (SSZ, HCQ) verbessert werden kann (Horselv-Petersen K et al. Ann Rheum Dis 2013).
Das sowohl Interleukin-12 als auch Interleukin-23 blockierende Biologikum Ustekinumab wurde im Herbst 2013 neu zur Behandlung der aktiven Psoriasisarthritis zugelassen. Die Ergebnisse der Zulassungsstudie an 612 Patienten zeigten bereits nach 12 Wochen eine Ansprechen bei über 60 % der Patienten (Mc Innes IB et al. Lancet 2013). Nebenwirkungen lagen in Schwere und Häufigkeit auf dem Niveau von TNF-Inhibitoren. Auch der bereits zur Behandlung der RA verfügbare TNF-Inhibitor Certolizumab Pegol wurde im Laufe des Jahres zur Therapie der Psoriasisarthritis zugelassen.
Für die Therapie der ANCA-assoziierten Vaskulitiden ist seit April der anti-CD-20-Antikörper Rituximab zugelassen, nachdem die Langzeitergebnisse der zulassungsrelevanten RAVE-Studie publiziert wurden (Specks U et al. N Engl J Med 2013:369: 417).
Ergebnisse von 2 aktuellen Studien zeigen zudem, dass bei Patienten mit Kniegelenksschmerzen (mit und ohne Gonarthrose) und Nachweis einer Meniskusläsion eine arthroskopische Meniskusresektion mittelfristig zu keiner besseren Symptomkontrolle führt als eine konservative Therapie (Katz JN et al. N Engl J Med. 2013;365:1675; Sihvonen R et al. N Engl J Med 2013; 369: 2515).