Schlafapnoe bei älteren Menschen Vortrag 2017

 

PD Dr. med. Helmut Frohnhofen

Klinik für Geriatrie und Zentrum für Altersmedizin
Kliniken Essen Mitte
Knappschafts-Krankenhaus
Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Duisburg-Essen
Am Deimelsberg 34a; 45276 Essen
Tel.: 0201 174-23001
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Die Geriatrie spielt in unserer heutigen Medizin eine immer wichtigere Rolle. Im Alter nimmt die Leistungs- und Kompensationsfähigkeit ab; Anzahl und Schweregrad von Erkrankungen nehmen zu; Hirnleistungsstörungen werden häufiger. Dies stellt den behandelnden Arzt vor besondere Herausforderungen.

Häufigkeit und Symptomatik
Fast jeder Dritte ist im Alter von einer obstruktiven Schlafapnoe (OSA) betroffen, die die Lebensqualität und Funktionalität zusätzlich einschränkt. Tagesschläfrigkeit (eines der häufigsten Symptome bei einer OSA) ist auch in hohem Alter nicht normal; ferner erhöht sie das Sturzrisiko. Viele Patienten entwickeln außerdem Verhaltensauffälligkeiten: Sie werden reizbar, die Frustrationstoleranz verringert sich. Dann sollte man sie nicht einfach nur mit Neuroleptika behanden, sondern auch an eine obstruktive Schlafapnoe als mögliche Ursache denken.

Therapieoptionen
Durch eine kontinuierliche positive Überdruckbeatmung (CPAP-Therapie) verbessert sich die Funktionalität der Patienten signifikant: Die Schläfrigkeit nimmt ab, die Stimmung wird besser, Lebensqualität und Hirnleistung erhöhen sich. Letzteres ist ein besonders wichtiger Grund, der für die Behandlung einer obstruktiven Schlafapnoe gerade bei betagten Patienten spricht: Große epidemiologische Studien deuten darauf hin, dass das Risiko, eine Demenz zu entwickeln, sich durch eine mittel- oder schwergradige unbehandelte Schlafapnoe innerhalb eines Zeitraums von etwa vier Jahren verdoppelt. Denn diese schlafbezogene Atemstörung schädigt durch die begleitenden Sauerstoffmangelzustände und den bei Schlafapnoikern häufig zu hohen Blutdruck die Nervenzellen.
Leider lassen ältere Patienten sich nicht immer erfolgreich auf eine CPAP-Therapie einstellen. In Abhängigkeit vom Schweregrad der OSA kann man bei guter Bezahnung stattdessen auch Protrusionsschienen einsetzen. Eine weitere Therapiealternative, die auch in der Geriatrie noch viel zu sehr vernachlässigt wird, ist die Rückenlageverhinderung bei positionsabhängiger Schlafapnoe.

Bewältigungsstrategien
Doch selbst wenn der Patient keinerlei Schlafapnoe-Therapie akzeptiert oder nicht compliant ist, hilft eine Schlafapnoe- Diagnostik doch häufig, Symptome, die man vorher möglicherweise nicht genau zuordnen konnte, besser in ein Gesamtkrankheitsbild einzuordnen und dem Patienten zumindest verhaltenstherapeutische Empfehlungen zu geben: Durch körperliche Aktivität lässt sich beispielsweise die Tagesschläfrigkeit reduzieren.
Ferner ist zu beachten, dass ein Schlafapnoe-Patient bestimmte Medikamente nicht einnehmen sollte, weil seine schlafbezogene Atemstörung sich dadurch verschlimmert. In diese Kategorie fallen Schlafmittel vom Typ der Benzodiazepine, aber auch Opioide, da diese sich negativ auf die Atmung auswirken. Eine Schmerztherapie ohne polygrafische Messung ist daher gerade bei älteren Patienten problematisch.