Update Gastroenterologie

 
Prof. Dr. med. T. Andus
Klinikum Stuttgart
Klinik für Allgemeine Innere Medizin, Gastroenterologie,
Hepatologie und Internistische Onkologie
Krankenhaus Bad Cannstatt
Prießnitzweg 24, 70374 Stuttgart
Telefon: 0711 278-62401

Telefax: 0711 278-60360 

 
Prof. Dr. Tilo Andus ist Ärztlicher Direktor der Klinik für Allgemeine Innere Medizin, Gastroenterologie, Hepatologie und internistische Onkologie am Krankenhaus Bad Cannstatt.

 

Das Jahr 2012 brachte im Bereich der Gastroenterologie interessante Publikationen in den meisten Bereichen.

Refluxkrankheit (GERD) / Barrett-Ösophagus

Der Wert des PPI-Tests zur Diagnostik der Refluxkrankheit wurde durch eine große Studie (DIAMOND Study) in Frage gestellt. Dieser Studie zufolge kann eine Besserung der Symptome auf PPI für eine GERD sprechen, muss dies aber nicht tun; daher sollte man die Diagnostik nicht vergessen. Bei therapierefraktärer Refluxkrankheit spielt die Impedanzmessung eine immer größere Rolle.

Die Diagnostik bzw. Krebsvorsorge des Barrett-Ösophagus scheint durch die NBI-Methode (Narrow band imaging) leichter zu werden. HD-Weißlicht und NBI finden gleich viele Metaplasien; NBI benötigt jedoch nur halb so viele Biopsien und findet mehr Dysplasien, erfordert allerdings einen erfahrenen Untersucher.

Postprandiales Aufstoßen

Ein niedriger Druck im unteren Ösophagussphinkter fördert Aufstoßen, welches die Lebensqualität beeinträchtigt. Baclofen erhöht diesen Druck und bessert dadurch die Symptome und den Reflux, während bisher nur eine Verhaltenstherapie (Zwerchfellatmung) erfolgversprechend war. Allerdings ist Baclofen für diese Indikation bisher noch nicht offiziell zugelassen.

Funktionelle Dyspepsie (Reizmagen)

Die funktionelle Dyspepsie ist eine der häufigsten gastrointestinalen Erkrankungen. Sie besteht per Definition bei gastroduodenalen Symptomen ohne organische, systemische oder metabolische Erkrankung, welche die Symptome erklärt. Typische Symptome sind vorzeitige Sättigung, postprandiales Völlegefühl, epigastrische Schmerzen und Brennen, manchmal auch Blähungen, Aufstoßen und Übelkeit. Bislang gibt es hierfür keine gesicherte Therapie; eine randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte Crossover-Studie mit 17 Patienten zeigte jedoch, dass Buspiron alle Symptome sowie die Magendehnbarkeit (mit dem Barostat gemessen) signifikant verbessert.

Gastrointestinale Blutungen durch NSAR

NSAR erhöhen die Blutungsrate. Wenn man diese Arzneimittel jedoch bei KHK-Patienten wegen einer oberen GI-Blutung absetzt, führt dies zu einer erhöhten Mortalität. Durch gleichzeitige Gabe von PPI bei einer ASS-Therapie lässt sich das Blutungsrisiko den Ergebnissen einer Metaanalyse zufolge signifikant senken.

Chronische Obstipation

Die Effektivität und Sicherheit von Bisacodyl wurde in einer großen randomisierten, placebokontrollierten Doppelblindstudie nachgewiesen: Die Stuhlfrequenz erhöht sich deutlich, und die Lebensqualität der Patienten verbessert sich. Ärzte sollten ihren Patienten daher die „Angst vor Abführmitteln“ ausreden.

Divertikulitis

Die Behandlung der unkomplizierten Divertikulitis mit Antibiotika könnte bald der Vergangenheit angehören, da mehrere Studien zeigen, dass es auch ohne geht.

MZ