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Prof. Dr. med. Mark Dominik Alscher
Allgemeine Innere Medizin und Nephrologie
Robert-Bosch-Krankenhaus Stuttgart
Auerbachstr. 110, 70376 Stuttgart
Tel.: 0711 8101-3494
Fax: 0711 8101-3792
 
 
 
Prof. Dr. med. Mark Dominik Alscher ist Ärztlicher Direktor am Robert-Bosch-Krankenhaus in Stuttgart, Chefarzt der Abteilung Allgemeine Innere Medizin und Nephrologie. 
  

Epidemiologie

Aufgrund des demografischen Wandels (Anwachsen des Anteils älterer Patienten mit Hypertonie und Diabetes melitus) nimmt die Zahl der Nierenerkrankungen weiterhin weltweit zu. In der erwachsenen Bevölkerung findet sich ein Anteil von bis zu 15% an Menschen mit chronischen Nierenerkrankungen. Somit ist es für alle Ärzte sinnvoll, sich mit neuen Aspekten in der Diagnostik und Therapie von Nierenkrankheiten zu beschäftigen.

Interaktionen zwischen Nephrologie und Kardiologie

Die Niereninsuffzenz ist nicht isoliert zu betrachten, sondern ist ein wichtiger Amplifikator für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Eine vor kurzem im Lancet publizierte Studie zeigt, dass bei Patienten, die bereits einen Herzinfarkt erlitten haben, schon ein leichter Kreatininanstieg das Risiko für einen Reinfarkt deutlich erhöht, insbesondere, wenn gleichzeitig auch noch ein Diabetes mellitus vorliegt. Daher muss die Progression einer Niereninsuffizienz deutlich aggressiver verlangsamt werden.

Blutdrucksenkung

Hierbei spielt die Blutdruckeinstellung eine wichtige Rolle, da die Hypertonie einen Hauptrisikofaktor für Nierenerkrankungen darstellt. Die Hoffnung, durch eine Kombinationstherapie mit Aliskiren und einem ACE-Hemmer oder einem AT1-Blocker das kardiovaskuläre Outcome solcher Patienten zu verbessern, hat sich jedoch nicht erfüllt: Die ALTITUDE-Studie, die bei 8561 Diabetikern mit Nephropathie und kardiovaskulären Risikofaktoren den Nutzen einer Therapie mit Aliskiren plus ACE-Hemmer oder AT1-Blocker prüfte, wurde Ende letzten Jahres wegen fehlender Wirkung und unerwünschten Nebenwirkungen vorzeitig abgebrochen: Mehrere kardiovaskuläre Endpunkte waren unter der Kombinationstherapie mit Aliskiren häufiger aufgetreten; auch schwerwiegende Ereignisse wie Herz-Kreislauf-Stillstand und Wiederbelebung waren deutlich häufiger. Ferner bestand eine Tendenz zu mehr Schlaganfällen. Daher wurde im Januar 2012 in einem Rote-Hand-Brief davor gewarnt, Aliskiren bei Diabetikern mit einem ACE-Hemmer oder AT1-Blocker zu kombinieren.

Eine positive Nachricht gibt es zum Thema ACE-Hemmer: Eine Metaanalyse, die alle bisher vorliegenden (fast 30) Studien über ACE-Hemmer und Pneumonien auswertete, hat ergeben, dass das Risiko für eine Pneumonie unter ACE-Hemmer-Therapie deutlich minimiert ist. Auch die pneumonie-assoziierte Mortalität ist unter ACE-Hemmern signifikant niedriger.

Wann mit Dialyse beginnen?

Ferner liegen interessante neue Daten zu der Frage nach dem günstigsten Zeitpunkt für einen Dialysebeginn vor: Soll man präemptiv dialysieren oder lieber warten, bis urämische Komplikationen auftreten? Weltweit geht die Tendenz dahin, immer früher mit einer Hämodialyse zu beginnen (v.a. bei älteren Patienten). Verschiedene Studien untersuchten das Überleben an der Dialyse in Abhängigkeit von der GFR bei Einleitung der Nierenersatztherapie. Alle diese Untersuchungen zeigen, dass die Überlebenskurven deutlich besser sind, wenn man nicht zu früh mit einer Dialyse beginnt. Man sollte Niereninsuffizienz-Patienten also nicht präemptiv schon bei einer GFR von 16 oder 17 dialysieren, sondern erst beim Auftreten erster Urämie-Symptome (diese treten in der Regel bei einer GFR von 7 bis 9 auf). 

MZ