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Prof. Dr. Stefan KrämerProf. Dr. Stefan Krämer
Klinikum Esslingen GmbH
Klinik fuer diagnostische und
interventionelle Radiologie
und Nuklearmedizin
Hirschlandstraße 97, 73730 Esslingen a.N.
Telefon 0711 - 3103 3355
 
 
Prof. Dr. Stafan Krämer ist Chefarzt der Klinik für diagnostische und interventionelle Radiologie und Nuklearmedizin des Klinikums Esslingen.
 

Nach einigen Jahren der Stagnation hat insbesondere die Computertomografie mit neuen Technologien und dosissparenden Untersuchungsprotokollen neue Untersuchungsfelder bzw. Erweiterungen des Indikationsspektrums erschlossen und ist dabei, eine neue Renaissance zu erleben. Dies gilt insbesondere für die Bereiche Kopf/Schlaganfall, Herz/KHK, Thorax/Bronchialkarzinom und Bauch/akutes Abdomen. In sämtlichen Themengebieten liegen hochrangig publizierte Arbeiten zu neuen CT-Techniken aus den vergangenen zwei Jahren vor, sodass davon auszugehen ist, dass die jeweiligen Verfahren (sofern nicht bereits geschehen) Einzug in die klinische Routine halten werden.  

Computertomografische Ganzhirnperfusion beim Schlaganfall

Für die Schlaganfalldiagnostik ist dies durch moderne Perfusionsbildgebung bereits weit fortgeschritten. Erste Ergebnisse zeigen, dass die Patientenselektion für eine nachfolgende Therapie mittels der Perfusionsbildgebung auch zu einem besseren klinischen Ergebnis beiträgt. Im Jahr 2011 hat z.B. erstmals eine Studie ergeben, dass man das multimodale CT-Konzept nutzen kann, um das Lyse-Zeitfenster bei den Patienten selektiv zu erweitern.

Herzbildgebung

Auch die Herz-CT hat in den letzten Jahren sehr rasant Fahrt aufgenommen. Schon länger bekannt ist, dass die Herz-CT bei Patienten, die sich mit Thoraxschmerz in der Klinik vorstellen, als koronare Ausschlussdiagnostik genutzt werden kann. Der negative prädiktive Wert der koronaren CT-Angiografie ist hoch. Die Frage bisher war, ob es überhaupt klinische Relevanz hat, wenn man in der CT arteriosklerotische Plaques sieht. Hier hat sich in den letzten 2 Jahren einiges getan: 3 publizierte Fachartikel zeigen, dass mit solchen Befunden tatsächlich eine deutlich höhere Anzahl von Ereignissen korreliert. Moderne Arbeiten postulieren, dass die koronare CT-Angiografie bei niedriger oder mittlerer Prätestwahrscheinlichkeit erfolgen sollte.

Die im letzten Jahr im NEJM publizierte ROMICAT II-Studie hat gezeigt, dass sie durchaus auch zum Ausschluss eines akuten Koronarsyndroms sinnvoll ist: Durch ein Kardio-CT kann man die Herzinfarktdiagnostik beschleunigen, was zu einer schnelleren Entlassung der Patienten führt.

Frühere Nachteile der CT-Angiografie, die in erster Linie auf einer hohen Strahlenbelastung beruhten, konnten mittlerweile durch neue technische Geräteausstattungen behoben werden. Anstelle der herkömmlichen gegateten Verfahren mit hoher Strahlenbelastung kommen heute Niedrigdosisverfahren wie z.B. die „Step-and-Shoot-Technik“ zum Einsatz.

Thorax-CT

Ebenfalls in geringer Dosis sind CT-Untersuchungen der Lunge aufgrund der geringen Strahlendichte möglich. Diese Tatsache führte zum Versuch eines Bronchialkarzinom-Screenings bei Hochrisikopatienten. In der National Lung Screening Trial wurden aktive Raucher oder Ex-Raucher mit hohem Nikotinabusus (≥ 30 Pack-years) 3 Jahre lang jedes Jahr per Niedrigdosis-CT grescreent; alternativ erfolgte ein Röntgenthorax. Im CT zeigten sich sehr viel häufiger Frühkarzinome als im Röntgenthorax, welche dann behandelt werden konnten, was zu einer verbesserten Prognose führte. Die Ergebnisse der im November 2011 publizierten Studie waren eindrucksvoll: Die Lungenkrebsmortalitätsrate war im Screening-Arm um 20% niedriger als im Kontrollarm. Unbekannt bleibt allerdings, inwiefern dieses Screening-Verfahren auch auf weniger risikobehaftete Patientengruppen und auf allgemeine Kliniken ausgedehnt werden kann. Dennoch empfiehlt die Leitlinie in den USA jetzt, diese Population zum Lungenkrebsscreening zuzulassen.

Abdomen

Trotz einer deutlich höheren Strahlendichte des Abdomens wurden ebenfalls Arbeiten zur Niedrigdosis-CT in diesem Bereich publiziert. Vorteile gegenüber den endoskopischen Verfahren sind in erster Linie in der Darstellung von Strukturen außerhalb der Hohlorgane zu sehen. Insbesondere bei unklaren Befunden bzw. fraglichen klinischen Verdachtsdiagnosen konnte durch die CT in einer Vielzahl der Fälle die tatsächliche und häufig anders lautende Diagnose gestellt werden. Auch für den abdominellen Bereich berichten die entsprechenden Studien eine frühere Entlassung und geringere Krankenhauskosten bei entsprechender Ausschlussdiagnostik. Am Klinikum Esslingen wird dieses Verfahren in erster Linie bei unklarem Abdomen eingesetzt. Einen wichtigen Stellenwert hat es außerdem bei der Erkennung von

Komplikationen unterschiedlicher Damerkrankungen. Auch beim Verdacht auf eine akute Appendizitis kann es eingesetzt werden.

MZ